Den am deutlichsten wahrnehmbaren Trend des noch jungen 21. Jahrhunderts stellt die Entwicklung des Discountsegmentes in der Fitnessindustrie dar. Getrieben insbesondere von der McFit GmbH, mit rund 1.000.000 Mitgliedschaften der Marktführer in Deutschland, hat sich dort ein neuer Bereich gebildet, in dem mittlerweile eine Vielzahl von Anbietern das Leistungsangebot im Wesentlichen auf die Bereitstellung von Ausdauer- und Kraftgeräten fokussiert hat und in der Regel deutlich weniger als 20,- EUR pro Monat an Mitgliedsbeiträgen berechnet werden. Es ist für die Zukunft jedoch nicht davon auszugehen, dass sich dieses Wachstum dauerhaft unvermindert fortsetzen wird. Vielmehr wird sich Discountfitness mit einem gewissen Marktanteil etablieren, andere Anbieter aber damit dauerhaft zwingen sich selbst über ihre Leistungen zu definieren, da sie den Wettbewerb kaum über den Preis gewinnen können. Dass auch die Positionierung am entgegengesetzten Rand des Angebotsspektrums erfolgreich sein kann, beweisen eine Reihe von Betreibern, die sich durch eine umfangreiche, exklusive Angebotspalette auszeichnen und aufgrund ihres Angebots monatliche Mitgliedsbeiträge von teilweise mehr als 100,- EUR verlangen können.
Insgesamt hat das Premiumsegment in den vergangen Jahren seinen Marktanteil behaupten und sogar leicht ausbauen können, so dass die Gewinne der Discountanbieter insbesondere zu Lasten des wenig differenzierten Mediumsegmentes gehen. Das nach wie vor bei manch einem vorhandene negative Image der Fitnessstudios im Allgemeinen und die als Einzelbetriebe geführten im Speziellen, mag zum Teil auch in der unzureichenden öffentlichen Darstellung begründet sein. Während die größeren Fitnessketten die Ressourcen besitzen sich eigenständig zu vermarkten, sind die kleinen Betreiber angewiesen auf eine geschlossene, übergeordnete Vertretung ihrer Interessen. Ein positives Beispiel dieser Art stellt die amerikanische IHRSA (International Health Racquet and Sportsclub Association) dar, die als die wesentliche Institution in den Vereinigten Staaten gilt und nicht zuletzt nach ihrer strategischen Neuausrichtung in den 90ern die wirtschaftliche Entwicklung der Industrie maßgeblich unterstützt hat.
In Europa nimmt der DSSV – Europas größter Arbeitgeberverband der Fitness- und Gesundheits-Anlagen – eine vergleichbare Position bei der Entwicklung und Ausrichtung der Fitnessbranche ein. Er zählt als Mitglied der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in Berlin zu den Spitzenorganisationen der deutschen Wirtschaft. Dabei haben die „kleinen“ Anbieter gerade im Umgang mit Ihren Mitgliedern oft einen entscheidenden Vorteil gegenüber den größeren Fitnessketten. Durch ihren größeren Standortbezug und den engeren Kontakt der Geschäftsführung, die in vielen Fällen identisch ist mit dem Inhaber des Studios, zu den Mitgliedern, weisen Einzelbetriebe häufig eine geringere Fluktuationsrate auf, als dies bei Betreibern mit mehreren Studios der Fall ist.
Diese höhere Kundenbindung ermöglicht dem Betreiber eine größere Planungssicherheit und mindert die teureren Investitionen in die Akquisition von neuen Mitgliedern. Denn die wenigsten Mitglieder kündigen aufgrund einer direkten Unzufriedenheit mit ihrem Club, sondern in den allermeisten Fällen, weil sie die Angebote nicht regelmäßig oder gar nicht mehr genutzt haben. Während eine hohe Fluktuation in einem stark wachsenden Markt noch relativ bequem durch die Gewinnung neuer Marktteilnehmer ausgeglichen werden kann, gestaltet sich dieses in einem langsamer wachsenden oder gar stagnierenden Markt deutlich schwieriger. Ziel muss es daher für alle Anbieter sein, durch geeignete Customer-Relationship-Maßnahmen den Kunden von Beginn an möglichst intensiv an seinen Club zu binden.
Der Trend in den USA der vergangenen Jahre hat bereits gezeigt, dass sich die Häufigkeit der Studiobesuche pro Mitglied über die Jahre deutlich erhöht hat. Dabei stellt die Generation 55+ häufig die aktivsten Mitglieder. In einem Markt, in dem insbesondere in den größeren Städten wie New York oder Chicago mittlerweile eine Sättigung an Fitnessangeboten besteht, sind die Clubs dazu übergegangen, die bestehenden Mitglieder stärker „auszunutzen“ und nicht nur durch eine Erhöhung der Besuchsfrequenz, sondern auch durch den stärkeren Verkauf von Zusatzangeboten die Erlöse pro bestehendem Mitglied zu erhöhen.
Dem kommt entgegen, dass sich die Kundenstruktur dieser verhältnismäßig jungen, internationalen Branche in den wenigen Jahrzehnten ihres Bestehens insgesamt deutlich verändert hat. War sie in den Zeiten der klassischen Bodybuildingstudios noch nahezu ausschließlich von männlichen Aktiven im Alter von 18 bis 34 mit einem unterdurchschnittlichen Einkommen geprägt, hat sich dieses Bild bis heute stark gewandelt. Angezogen insbesondere von Kursangeboten, Ausdauergeräten und Wellnesseinrichtungen stellen Frauen heute im Durchschnitt die Hälfte der Mitglieder. Das Alter der Mitglieder ist aufgrund der Ausrichtung des Angebots auf eher gesundheitsbezogene Ziele angestiegen und dürfte zumeist zwischen 35 und 45 liegen. Mit der Veränderung der Zielgruppen sind die Kunden heute im Allgemeinen deutlich wohlhabender als dies noch vor 20 bis 30 Jahren der Fall war.
Quelle: DSSV – Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen: Geschichte des Fitnesstrainings, Hamburg, 2012.