LEITFADEN

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Erstellung eines Businessplans / Unternehmenskonzepts

Wie schon in der Einführung geschrieben, ist ein sauber ausgearbeitetes und gut strukturiertes Unternehmenskonzept in Form eines Businessplans eine wichtige Grundlage für zukünftige Verhandlungen mit unterschiedlichen externen Adressaten, wie z.B. Kredit- und Förderinstitutionen. Auf Basis dieses Schreibens analysieren Kapitalgeber, ob das von Ihnen geplante Vorhaben in der dargestellten Form realistisch ist und schätzen somit das eigene Ausfallrisiko bei einer potenziellen Kapitalvergabe ab.

Die Ausarbeitung eines Businessplans ist aber nicht nur für externe Zielgruppen wertvoll, sondern hat auch für Sie als Gründer einen großen Nutzen. Die Erstellung des Businessplans zwingt Sie dazu die eigene Geschäftsidee kritisch zu reflektieren und sich über alle relevanten Bereiche Ihres Unternehmens intensiv Gedanken zu machen. Diese intensive planerische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschäftsidee sensibilisiert Sie auch für Schwächen Ihres Unternehmenskonzepts und hilft Ihnen dabei diese frühzeitig zu identifizieren und auszumerzen. Der Businessplan dient als Gesamtwerk der strukturierten und systematischen Vorbereitung der unternehmerischen Tätigkeit und kann auch über die Unternehmensgründung hinaus als Kontrollinstrument verwendet werden.

Übersicht für die Gestaltung eines Businessplans

Die nachfolgenden Ausführungen bieten Ihnen eine grobe Übersicht für die Gestaltung eines Businessplans für Fitness- und Gesundheits-Anlagen:

Die Beschreibung der Geschäftsidee kann in vier Teilschritten erfolgen:

  1. kurze Beschreibung des Produktes / der Dienstleistung – Was wird angeboten?
  2. Herausstellen des Kundennutzens – Welcher Mehrwert wird den Kunden geboten?
  3. Stand der Entwicklung – Wie weit ist die Realisierung der Idee vorangeschritten?
  4. Darstellung des Geschäftsmodells (z.B. mit der Business Model Canvas)

Bestimmung des Einzugsgebietes
Das Einzugsgebiet (oder auch Marktgebiet) eines Unternehmens wird als räumlich begrenzter Bereich definiert, aus dem sich die Kunden des Unternehmens generieren. Bei der Bestimmung des Einzugsgebietes geht es um die Frage, wie groß der Radius um den Standort des Unternehmens ist, aus dem Kunden zur Nutzung der angebotenen Dienstleistung anreisen.

Die Abgrenzung des Einzugsgebietes sollte bei Fitness-Studios nach der Fahrzeit erfolgen (Zeit-Distanz-Methode) und gestaltet sich wie folgt:

  • unmittelbares Einzugsgebiet: 5 bis 8 Minuten Fahrzeit
  • mittelbares Einzugsgebiet: 8 bis 15 Minuten Fahrzeit
  • erweitertes Einzugsgebiet: ab 15 Minuten Fahrzeit

Abhängig von der Lage des Standortes (z.B. Stadtzentrum oder Randlage), der Eigenattraktivität des Dienstleistungsangebotes im Verhältnis zu konkurrierenden Unternehmen, dem Bedarfsdeckungsintervall etc. kann die Ausdehnung des Einzugsgebietes je nach Standort und Studiokonzept variieren und von den hier genannten Fahrzeiten z.T. abweichen.

Beurteilung der wirtschaftlichen Erfolgsaussichten
Im Anschluss an die Einzugsgebietsbestimmung erfolgt die Beurteilung der wirtschaftlichen Erfolgsaussichten für die Aufnahme der Geschäftstätigkeit im betreffenden Marktgebiet.

Man unterscheidet generell zwei Informationsbereiche, die in ihrer Gesamtheit einen Markt beschreiben:

  • Makroumfeld,
    insb. demografische Entwicklung, wirtschaftliche Faktoren (u.a. Arbeitslosenquote, Kaufkraft, Einkommensverteilung) und soziokulturelle Faktoren.
  • Mikroumfeld,
    insb. Zielgruppen, Partner- und Mitbewerberinformationen (Anzahl, Positionierung, Stärken und Schwächen), Umgebungspotenzial, Verkehrsanbindung und Räumlichkeiten.
Hinweis:
Ein Teil der benötigten Daten sind bei den Gemeinden und statistischen Ämtern verfügbar.

Berechnung des Marktpotenzials
Um das Marktpotenzial berechnen zu können, müssen Sie im ersten Schritt in Erfahrung bringen, wie viele Personen in Ihrem Einzugsgebiet leben. Bei einem klassischen Fitness- / Gesundheitsstudio sollte das Marktpotenzial am geplanten Standort mindestens 10.000 Einwohner (ohne Mitbewerber) umfassen. Auch wenn momentan fast 13 % der Deutschen in einem Fitness-Studio trainieren, empfehlen wir aus kaufmännischer Vorsicht mit einem Marktpotenzial von max. 10 % zu kalkulieren.

Beispiel:
Einwohnerzahl im Einzugsgebiet: 20.000 Personen
Geschätztes Marktpotenzial im Einzugsgebiet: 8% – 10%
ergibt ein Marktpotenzial von 1.600 – 2.000 Personen
(Hinweis: Mitbewerbersituation unberücksichtigt)

Zur Planung dieser beiden Punkte muss eine allgemeine Wettbewerbsstrategie im Sinne einer Positionierung am Markt beschrieben werden. Folgende Wettbewerbsstrategien kommen dabei in Frage:

  • Differenzierungsstrategie (Verpflichtung zu hoher Qualität bei den Produkten und Dienstleistungen)
  • Kostenführerschaft (günstiger Preis bei minimalem Kundenservice)
  • Nischenstrategie (Konzentration auf die Bedienung eines bzw. weniger Segmente des Gesamtmarktes)

In einem weiteren Schritt wird das Marketing-Konzept entwickelt, das insbesondere die Produkt-, Preis-, Kommunikations- und Distributionspolitik umfasst. Die Kombination dieser marketingpolitischen Instrumente wird auch Marketing-Mix bezeichnet.

Produktpolitik
Welche Produkte / Dienstleistungen werden in welcher Form angeboten?

Kernangebot

  • Ausstattung / Einrichtung
  • Kraft-, Ausdauer-, Functionaltraining
  • Kurse (inkl. Programmgestaltung)
  • etc.

Zusatzangebote

z.B. Sauna, Solarium, Theke, Massage, EMS-Training, Vibrationstraining, Personal Training, Sport-Shop,  Kinderbetreuung, Firmenfitness etc.

Öffnungszeiten

Anzahl der Öffnungstage pro Woche, Anzahl der Stunden pro Tag.

Servicepolitik, Garantieleistungspolitik

Preispolitik
Beschreibung der angewandten Preisstrategie und des Tarifsystems

  • Preisniveau
  • Preisdifferenzierung (räumlich, zeitlich, abnehmerorientiert, mengenmäßig)
  • Rabattpolitik

Aber auch

  • Zahlungsbedingungen,
  • Kündigungsfristen,
  • Vertragsverlängerungen,
  • Ruhezeiten etc.

werden hier bestimmt.

Kommunikationspolitik
Darstellung der Kommunikationsformen

  • Werbung (ausgewählte Werbemittel / -träger)
  • Direktmarketing
  • Persönlicher Verkauf
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Sponsoring
  • Eventmarketing
  • Online- u. Social Media Marketing
  • etc.

Distributionspolitik
Darstellung, wie das Produkt zum Kunden gelangt

In der Fitness- / Gesundheitsbranche i.d.R. direkter Absatz im Fitness-Studio

Größe des geplanten Objektes, Aufteilung der verschiedenen Bereiche, Verhältnis von Bruttofläche zu Nettofläche.

Nettofläche = Trainingsfläche mit den Bereichen

  • Gerätetraining / Functional Training
  • Cardiotraining
  • Gruppentraining (Aerobic, Gymnastik, Spinning etc.)

Bruttofläche = Gesamtfläche der Anlage, d. h. Nettofläche zuzüglich

  • Umkleideräume
  • Sauna (Wellness)
  • Solarien / Beauty-Bereich
  • Theken- / Empfangsbereich
  • Kinderhort, Sonstiges (Flur, Lager etc.)

Die Aufteilung der verschiedenen Flächen erfolgt je nach Größe und inhaltlicher Konzeption der geplanten Anlage. Ausgehend von einer durchschnittlichen Gesamtfläche von 1.000 qm liegt der optimale Anteil der Trainingsfläche an der Gesamtfläche bei 60 %.

Rechtsformwahl
Bei der Gründung eines Unternehmens müssen Sie sich auch für eine Rechtsform entscheiden. Neben den Rechten und Pflichten des Gesellschafters hängen auch die Haftung und die steuerlichen Belastung von der Rechtsform ab. Daher sollte dieser Entscheidung ausreichend Bedeutung beigemessen werden.

Nachfolgend finden Sie die in der Fitness- und Gesundheitsbranche gängigsten Formen:

  • Einzelunternehmung
    • Gewerbliche Tätigkeit
  • Kapitalgesellschaft
    • GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung)
  • Personengesellschaften
    • GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts – auch BGB-Gesellschaft genannt)
    • Partnerschaft (Partnerschaft gem. PartGG) nur für freie Berufe gem. §18EKStG
    • OHG (Offene Handelsgesellschaft gem. HGB)
    • KG (Kommanditgesellschaft)

Sie sind sich unsicher, welche Rechtsform Sie wählen?
Kontaktieren Sie uns – wir helfen Ihnen weiter!

Interne Struktur
Die interne Organisationsstruktur untergliedert sich in die Aufbau- und Ablauforganisation. Im Rahmen des Businessplans ist insbesondere die Aufbauorganisation von Bedeutung, bei der die hierarchische Struktur, sowie die Aufgaben- und Rollenstruktur des Unternehmens in Form eines Organigramms dargestellt wird. Zudem wird an dieser Stelle aufgezeigt, welche Bereiche durch die handelnden Personen abgedeckt werden und welche Bereiche noch besetzt bzw. extern vergeben werden müssen.

Gründerteam
Hier werden die für die Gründung relevanten Erfahrungen und Kompetenzen des Gründers bzw. des Gründerteams vorgestellt.

Grundsätzlich sieht der Gesetzgeber für das Betreiben einer Fitness- und Freizeit-Anlage keine speziellen Qualifikationen vor.

Einschränkung: Förderprogramme werden nur bei ausreichender fachspezifischer und kaufmännischer Qualifikation des Antragstellers gewährt.

Personalplanung
Die Personalplanung trägt zusammen, in welcher Qualität, zu welchem Zeitpunkt an welchem Ort zusätzliches Personal benötigt wird.

Erstellen Sie in diesem Zusammenhang eine übersichtliche Planung zu den folgenden Fragestellungen:

  • Wie hoch ist Ihr Personalbedarf?


Wie viele Trainer, Kurskräfte, Service-Mitarbeiter benötigen Sie bei Ihrem Konzept?

  • Wie hoch sind die Kosten der Personalbeschaffung?
  • Wie hoch sind die Kosten der weiteren Personalqualifikation?
  • Wie ist Ihr Personaleinsatzplan ausgestaltet?

Mittels Zielen und Meilensteinen geben Sie in diesem Kapitel an, wie Sie Ihr Vorhaben inhaltlich und zeitlich umsetzen möchten.

Meilensteine können bei der Gründung eines Fitness-Studios z.B. sein:

  • Abschluss der Marktanalyse,
  • Fertigstellung des Businessplans,
  • Sicherung der Finanzierung,
  • Start des Vorverkaufs,
  • Abschluss der Umbaumaßnahmen,
  • Eröffnung der Anlage,
  • Erreichen des Break-Even-Points.


Als Darstellungsform empfiehlt sich bei der Meilenstein-Planung ein Balkenplan („Gantt-Diagramm“).

Ziele lassen sich in operative, strategische und finanzielle Ziele differenzieren. Die Meilensteine sollten zeitlich so abgesteckt sein, dass die Ziele erreicht werden können.

Die Finanzplanung und Finanzierung sind eines der wichtigsten Kapitel im Businessplan, da Sie hier überprüfen, ob Ihr Unternehmenskonzept profitabel und die damit einhergehenden Kosten finanziert werden können. Für Ihr Vorhaben sollten Sie einen Investitionsplan, einen Finanzierungsplan, einen Rentabilitätsplan und einen Liquiditätsplan erstellen.

Investitionsplan

Der Investitionsplan stellt den Gesamtkapitalbedarf für Anschaffungen und für die Anlaufphase Ihrer Unternehmung dar. Er bildet die Grundlage für den Finanzierungsplan, den Sie mit Ihrer Hausbank erstellen.

Investitionsaufwand
Die Investitionen setzen sich hauptsächlich aus den nachfolgenden Punkten zusammen:

  • Anschaffungskosten der Immobilie
  • Erwerbskosten (Makler, Notar, Grunderwerbssteuer)
  • Umbaumaßnahmen / Renovierungskosten

Tipp:
Es ist zu empfehlen, die Umbauten bei gemieteten Räumlichkeiten nicht selbst zu zahlen. Diese sollten vom Vermieter übernommen werden. Zu den Umbauten zählen unter anderem das Ziehen von Trennwänden, der Einbau von Sanitäranlagen etc.

Ausstattung

  • Geräte
  • Umkleideschränke
  • Sonnenbänke
  • Saunen
  • Außenwerbung,
  • Lichtanlage,
  • Spiegel,
  • EDV,
  • Musikanlage,
  • Dekoration,
  • Theke,
  • Saunen,
  • Sonnenbänke,
  • Umkleideschränke,
  • etc.

Hinweis:
Je nach Ausstattung der Räumlichkeiten müssen mindestens 400,- bis 450,- EUR je qm veranschlagt werden (die Richtgröße für die Ausstattung des Wellnessbereiches liegt bei ca. 700,- bis 800,- EUR je qm).

Gründungskosten

  • sonstige Gebühren
  • Kosten für Marketing und Werbung (Eröffnungswerbung)
  • Beratungskosten 

Hinweis: Eröffnungsmarketing
Planen Sie ein angemessenes Budget für die Unternehmenseröffnung mit ein. Ist das Eröffnungsmarketing zu knapp bemessen, verpuffen die Aktionen.

Hinweis: Investitionsreserve
Kalkulieren Sie im Vorfeld der Planung eher etwas großzügiger und planen Sie einen Puffer für „unvorhergesehene Kosten“ mit ein (mind. 10 % des Investitionsvolumens). Holen Sie zudem immer Kostenvoranschläge ein, um Ihren Kapitalbedarf zu belegen. Nachfinanzierungen sind bei den Banken in der Regel nicht möglich.

Finanzierungsplan
Im Finanzierungsplan geben Sie an, wie Sie den im Investitionsplan berechneten Kapitalbedarf abdecken möchten (Eigenkapital oder Fremdkapital).  Ihre Eigenmittel sind die Grundlage für eine solide Unternehmensfinanzierung. Existenzgründer sollten zwischen 15 % und 20 % des Finanzierungsvolumens (grobe Richtgröße) als Eigenmittel einbringen.

Nachfolgende Fragen müssen beim Finanzierungsplan beantwortet werden:

  • Höhe der eigenen Mittel?
  • Finanzierung mit / ohne Fördermittel?
  • Höhe der Kreditbelastung?
  • Welche Sicherheiten können seitens der Gründer für die Kredite eingebracht werden? 

Rentabilitätsplan
Im Rentabilitätsplan erstellen Sie eine Umsatz- und Kostenvorschau für die ersten drei Jahre und leiten daraus die Höhe Ihres Gewinns ab. Zentrale Kostenrichtwerte für Fitness- und Gesundheitsanlagen finden Sie im nachfolgenden Kapitel.

Liquiditätsplan
Aus den vorangegangenen Plänen leiten Sie einen Liquiditätsplan ab, in dem Ein- und Auszahlungen einander gegenüberstellt werden. Mit Hilfe des Liquiditätsplans wird geprüft, ob die flüssigen Mittel im Unternehmen ausreichen, um jederzeit den Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachzukommen. Da Illiquidität (Zahlungsunfähigkeit) ein Insolvenzgrund ist, sollten Sie bei Ihrer Liquiditätsplanung besonders sorgfältig sein. Ergibt sich hier innerhalb der ersten Geschäftsjahre eine Finanzierungslücke, müssen die vorherigen Pläne überarbeitet werden.

Wo liegen bei Ihrem Vorhaben die Chancen und Risiken?

Mit Hilfe von Szenario-Analysen können Sie Chancen und Risiken Ihres Vorhabens identifizieren und Alternativpläne erarbeiten mit denen Sie Risiken umgehen bzw. unternehmerische Chancen nutzen können.

Dabei sollten die folgenden drei Szenarien näher durchleuchtet werden:

  • „Normalfall“ – der erwartete Fall tritt ein.
  • „Best Case“ – mögliche Chancen ergeben sich.
  • „Worst Case“ – mögliche Risiken ergeben sich.

 

Hinweis: Umgang mit Risiken
Risiken sollten im Businessplan niemals außen vor gelassen werden!
Die Darstellung nachvollziehbarer Risiken beweist den Adressaten des Businessplans ein professionelles Vorgehen sowie „kaufmännische Vorsicht“ des Gründers. Zeigen Sie in diesem Kapitel, dass Sie sich auch mit den Risiken, die das Vorhaben mit sich bringt, beschäftigt haben und überzeugen Sie die Adressaten mit guten und durchdachten Gegenmaßnahmen zur Risikoreduktion.